Review< Zurück 18.03.2009
Von Burnie Leitner
Wer kennt ihn nicht, den bösen alten Nachbarn der den spielenden Kindern eine "Watschn" anbietet wenn sie sich nicht sofort "schleichen" und die "Pappm" halten. Man nennt sie senil, abgestumpft und kalt, doch was sich wirklich hinter diesen Rentnern mit dem Killer-Blick verbirgt, ging Clint Eastwood in seinem neusten Streifen 'Gran Torino' auf den Grund.
Man sollte doch meinen, dass Clint Eastwood bereits alles gesagt hat was ihm am Herzen lag, doch der mittlerweile 79(!) Jahre alte Oscar-Preisträger (Million Dollar Baby) und Hollywood-Ikone hat scheinbar noch nicht genug vom Filmemachen. Wer sich am alten Griesgram noch nicht sattgesehen hat, der findet in Gran Torino eine Fortsetzung des ewigen Eastwood-Charakters: cool, schießwütig und immer schlechter Laune. Allerdings sollte man ihm nicht gleich Geldgeilheit und Einfallslosigkeit vorwerfen. In seinem neusten Projekt erfindet Eastwood zwar nicht das Rad neu, poliert es jedoch wieder auf und verleiht ihm somit neuen Glanz. Wer das braucht? Jeder Wehrdienstverweigerer wird sagen dass man doch wohl selber schuld ist wenn man in den Krieg zieht. Stimmt wahrscheinlich auch, doch sollte man die berühmte "Fadlpappm" halten wenn man den Beweggrund dahinter nicht kennt.
Als Korea-Veteran, der wie viele andere Veteranen auch seine blutrünstige Vergangenheit noch bei weitem nicht verarbeitet hat, trägt er seine Bürde eher würdelos in einer Vorstadt in Michigan. Zu allem Übel bekommt Walt Kowalski (Eastwood) auch noch ausgerechnet koreanische Nachbarn, als würde es nicht reichen, dass er gerade erst seine Frau verloren hat. Der koreanische Nachbarsjunge Thao, von seinem Gang-Member-Cousin gezwungen, versucht Walts Heiligtum zu stehlen - seinen 72er Gran Torino. Als Entschuldigung dafür bietet ihm Thaos Mutter den Jungen eine Woche lang für Strafarbeit an. Walt braucht das natürlich wie das A********* am Ellenbogen. Als Walt auch noch mit seinem Gewehr eine Gang zum Teufel jagt, die versucht den jungen Thao zu weiteren Straftaten zu zwingen, kommt was kommen musste: Walt, der selbst erwachsene Kinder hat, beginnt eine sehr innige Bindung mit Thao einzugehen, viel näher als er es bei seinen eigenen Kindern je geschafft hatte. Die Metamorphose vom alten Griesgram zum netten Opa beginnt. Doch wäre es kein Clint Eastwood Film, würde sich nicht die besagte Gang rächen und ihn noch einmal zu einer allerletzten Helden-Aktion zwingen.
Schwermütig und traurig werden alle Freunde des Happy-Ends den Kinosaal verlassen, denn was bleibt ist das sinnlos verlebte Leben eines Veteranen der seinem amerikanischen Helden-Idealismus zum Opfer fällt. Die Kinokarte ist Gran Torino allemal wert, und zum Gustieren gibts hier noch den Trailer oben drauf.
Meine Wertung: |
|
Bei uns müssen Cineasten nicht fasten! Hier erwartet euch Filmkritik wie man sie sonst nirgends lesen kann. Rede- und pressefrei liefern euch die kleinen Kinomos unregelmäßig aber unangepasst Reviews, Previews, Feature-Mos und ein dreistes Etwas zu einem ausgewählten kulturellen Spezialbock, der irgendwo auf der Welt geschossen wurde.
Impressum:
'Der dreiste kleine Kinomo' ist die non-profit Blogging-Plattform des Dreistil Filmverein (Graz, ZVR 262411928).