Review< Zurück 14.05.2010
Von Max Werschitz
Der Mann aus, äh, in Stahl ist zurück und kämpft nach erfolgreicher 'Privatisierung des Weltfriedens' nicht nur gegen einen Bill Gates-Verschnitt und einen grantigen Peitschenfetischisten, sondern vor allem gegen seine inneren Dämonen. Ja ja, Robert Downey Jr. verleiht in Iron Man 2 dem Satz "Harte Schale, weicher Kern" ganz neue Dimensionen. Es darf trotzdem gelacht werden.
Sechs Monate sind seit Teil 1 vergangen, sechs Monate also seit Tony Stark (Robert Downey Jr.) sich als Iron Man geoutet hat (eigentlich interessant dass sich alle anderen Superhelden bezüglich Identitätsgeheimhaltung immer so in die Latex- oder Strumpfhosen machen). Und oberflächlich betrachtet ist alles wunderbar: Tony Stark liebt Tony Stark, die Welt liebt Iron Man, und dieser hat ihr den Frieden geschenkt.
Aber unter der glänzenden Oberfläche rostet es vor sich hin. Die amerikanische Regierung will Stark zwingen die Iron Man Technologie herauszurücken, der klammert sich jedoch am Hightech-Anzug fest als wäre es ein Teil seines Körpers – nicht ohne Ironie, denn was keiner ausser ihm weiß ist dass das Palladium im Arc-Reaktor ihn langsam aber sicher umbringt. Und zu allem Überfluss taucht eine neue Gefahr auf: Ivan Vanko (Mickey Rourke), ein muskelbepackter russischer Wissenschaftler mit persönlichem Groll gegen den Stark-Clan, verleiht dem Peitschenschlagsyndrom neue Bedeutung und macht sich mithilfe seines eigenen Arc-Reaktors daran das gottgleiche Image von Iron Man zu zerstören. Nach einem fehlgeschlagenen Attentatsversuch auf Stark beim Grand Prix von Monaco taucht Vanko unter und bekommt finanzielle Hilfe vom Waffenfabrikanten Justin Hammer (Sam Rockwell), dem erstaunlich inkompetenten aber ehrgeizigen größten Rivalen des Stark-Imperiums. Stark wiederum bekommt Verstärkung in Form seiner neuen Assistentin Natalie Rushman (Scarlett Johansson), die in Wirklichkeit als "Black Widow" für Nick Fury (Samuel L. Jackson) von der Geheimorganisation S.H.I.E.L.D. arbeitet. Seine alte Assistentin, Pepper Potts (Gwyneth Paltrow), hat er inzwischen zwar zur Geschäftsführerin von Stark Industries befördert, es jedoch immer noch nicht geschafft seine Gefühle ihr gegenüber einzugestehen. Da helfen auch die guten Ratschläge seines Kumpels Rhodey (Don Cheadle übernimmt die Rolle von Terrence Howard) nichts, dieser muss sogar in den "War Machine"-Anzug klettern um Stark wieder aus seinem melancholischen Egotrip rauszuprügeln.
Iron Man 2 entgeht dem meist unrühmlichen Schicksal von Fortsetzungen mit Bravour. Zwar wirkt er stellenweise etwas überladen (vor allem verbal, durch die unzähligen Gilmore Girls-artigen Wortgefechte zwischen Stark und Potts) und insgesamt eine Spur zu lange, schafft es jedoch großteils Humor und Stimmung aus Teil 1 nahtlos aufzunehmen und weiterzuentwickeln. Wieder ist es Robert Downey Jr. der dem Protagonisten mit seiner vielschichtigen Darstellung selbstverliebtes aber sympathisches Leben einhaucht. Besonders großartig dabei (auch seitens Regisseur John Favreau und Drehbuch-Autor Justin Theroux) der Mut zur Lächerlichkeit: wenn Stark in voller Iron Man-Montur eine Geburtstagsparty in seinem Luxusdomizil schmeißt, dabei besoffen Platten scratcht und zum Gaudium hübscher Damen Obstsortiments in der Luft zerballert, dann glaubt man eigentlich bereits der Persiflage durch Family Guy beizuwohnen. Besonders lustvoll kam mir auch die augenzwinkernde Parallele des Konkurrenzkampfs zwischen Justin Hammer und Tony Stark zu jener von Bill Gates und Steve Jobs vor. Insgesamt macht der Film schlicht und einfach den Eindruck als hätten alle, sowohl Cast als auch Crew, jede Menge Spaß daran gehabt. Und als Zuseher geht es einem da nicht anders.
Meine Wertung: |
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