Review< Zurück 29.06.2010

Crazy Heart

Von Nick Gruber

Ein nicht mehr betriebstüchtiger Country-Sänger versucht sein leeres Leben mit einer zum Scheitern verurteilten Beziehung zu füllen.

Bad Blake (Jeff Bridges) ist ein hohler Baum. Die jahrzehntelange Countrysinger-Karriere rutscht ihm langsam aus der Hand, und der Whiskeykonsum entwickelte sich vom gepflegten Markenzeichen hin zu schierer Selbstgeißelung. Die aktuelle Tour stellt einen neuen Tiefpunkt dar - gereist wird alleine, gespielt wird in Bars und Kegelbahnen - mit lokalen Pick-up Bands mit denen nicht geprobt wird. Neue Songs gibt es schon seit Jahren nicht, was die Arbeit für seinen alten Agenten auch nicht einfacher gestaltet. Dieser managt jedoch auch noch Bad Blakes ehemaligen Schützling Tommy Sweet (Colin Farrell), welcher gerade über den hohen Gebirgskamm seiner jungen Karriere surft. Sweet spielt ein großes Konzert in Phoenix und Blake soll für seinen ehemaligen Protegee den Abend eröffnen. Erniedrigung und Geld stehen sich also wieder einmal gegenüber. Und wie immer... es gewinnt das Geld.

In der Zwischenzeit gibt es jedoch eine Begegnung mit der alleinerziehenden Mutter und Lokalreporterin Jean Craddock (Maggie Gyllenhaal) - und damit einen Grund dem verrückten alten Herzen einen letzten Jump-Start vom Schrittmacher des Verstands zu geben. Nur noch ein Versuch. Schließlich sind die USA kein Platz für die Lebensmüden.

Gefühl und Mitgefühl

Regisseur Scott Cooper hat nach der Romanvorlage von Thomas Cobb einen sehr feinsinnigen Musikfilm gemacht, der gleichzeitig ein authentisches Bild der Musikindustrie in diesem Genre liefert. Jeff Bridges glänzt nach The Big Lebowski wieder in einer Rolle, die wie auf ihn zugeschnitten scheint.

Herausstechend ist die besondere Erzählweise, die offenes Drama bewusst kleinlaut hält, ohne Einbußen in Spannung und Zuschaueraffektion hinzunehmen. Denn es sind die alltäglichen Umstände und Situationen, die Blake's Lebensweg der kreativen Zerstörung sowohl wanken lassen, wie auch wiederum zeitenweise stabiliseren. So wird der Plot vorangebracht. Nicht durch klischeehaft-böse Konkurrenten, haarsträubende Fehlentscheidungen oder korrupte Agenten. So ist es auch für den Zuseher schwer, reinen Gewissens mit dem Finger zu zeigen oder den inneren Narzismus anzuwerfen und sich eine Stufe über unseren gescheiterten Bühnenstar zu stellen. Denn  der ist trotz all des Frusts über vergänglichen Ruhm noch immer ein netter Kerl geblieben.

Also so ein Leben... das hätte doch jedem passieren können.

Trailer

Auf einen Blick

  • Jahr: 2009
  • Länge: 112 min
  • Regie: Scott Cooper
  • Drehbuch: Scott Cooper nach der Vorlage von Thomas Cobb
  • Darsteller: Jeff Bridges, Maggie Gyllenhaal, Colin Farrell, Robert Duval
  • Webseite

Fazit

Meine Wertung:

 

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