Review< Zurück 18.10.2010

Wall Street 2 - Geld schläft nicht

Von Nick Gruber

Der Gordon Gekko ist zurück. Wer sich erinnert: 1985 bekam die Wall Street endlich ein gescheites Gesicht verliehen. Und im Film kommt der gereifte Michael Douglas auch ganz zeitgerecht aus dem Gefängnis um die Finanzkrise einzuklatschen. Danke Oliver Stone - jetzt hat auch die Krise ihr Gesicht!

Als Regisseur Oliver Stone 1985 mit Wall Street in die Kinos zog (Hauptrollen: Michael Douglas und Charlie Sheen), da landete er im Reagan-geprägten Westen einen echten Treffer. 40 Millionen Einspielergebnis bei 15 Millionen Budget. Zu viel Erfolg in einigen Bereichen sogar - so zeigte sich Douglas sehr betroffen, als er bei Promoauftritten für die Neuauflage mit frenetischen Beifall und "Greed is Good!" Parolen beehrt wurde. Das kam doch recht unerwartet. Auch wenn hauptsächlich Business School Studenten im Publikum saßen.

Aber tatsächlich war die Logik des smarten Arschlochs vom Standpunkt der angehenden Börsenmelker auch nachvollziebar. Gekko sagt, Gier sei die Antriebsfeder der menschlichen Evolution und sollte deshalb eigentlich als charakterliche Qualität behandelt werden. Wasser auf die Mühlen der Generation-Ego, aber für Oliver Stone eine Ironie des Schicksals. Als geouteter Linker wollte er zusammen mit Douglas eigentlich einen widerlichen Hitler des Geldes erschaffen. Smart, berechnend und mit einer Philosophie ausgestattet, die auch die verwerlichsten Handlungen zu rechtfertigen vermag. Dass er am Schluss ins Gefängnis musste, hat aber offenbar weniger Furchen in den Gehirnwindungen gezogen als der viele Jetset-Lifestyle mit 80er Jahre Geschmacksverwirrung.

Die Konstellation in der Neuauflage: Gordon Gekko kommt nach Jahrzehnten aus dem Gefängnis. Der junge Trader Jake Moore (Shia LeBeouf) hat eine Beziehung mit Gekkos Tocher. Als Jakes Mentor und Arbeitgeber Louis Zabel (Frank Langella) gebeutelt vom desaströsen Zustand seiner Investmentbank schließlich durch einen feindlichen Übernehmer (Josh Brolin) in den Selbstmord getrieben wird, fällt für Jake wiederum eine notwendige Geldquelle aus. Diese soll nämlich die Forschungsarbeiten eines Labors durchfinanzieren, wo ein Baby-Stern geboren werden soll. Kernfusion für eine bessere Welt. Aber wo zum Gekko soll der Zaster dafür herkommen?

Geld schläft nicht, der Kinobesucher schon

Was man Oliver Stone jedenfalls zu Gute halten muss - Unterhaltung geht bei ihm nicht immer vor Bildung. Mit der Berufsaufassung eines Gerichtsmediziners wird systematisch und dokumentarisch gegen die Finanzindustrie gewettert. Stone und sein Autor Allan Loeb verbauen quasi jede einzelne Schändlichkeit, die über die letzten beiden Jahre über das Globale Geld zu Tage trat. Das heimliche Wetten gegen eigene hochgeweihte Kreditpakete (Goldman Sachs). Der 700Mrd $ Rettungsschirm für die Wall-Street Spitze - herbe Verluste für den Rest. Dazu obszöne Bonuszahlungen in Krisenzeiten, systematisches Hochpumpen von Rohstoffpreisen, die menschliche Neigung zur Blasenbildung und Susan Sarandon als Immobilienmaklerin.

Wer mit solchen oder ähnlichen Erwartungen reingeht, der steht die Sache  ausgeschlafen auch durch. Auch die oben angesprochenen Business-High-Potentials werden meistens zu hören bekommen, was ihnen gefällt - auch wenn der alte Gekko ungewohnt weiche Seiten durchleuchten lässt und etwas weniger Optimismus an den Tag legt (für die Kenner: er wurde ein bisserl mehr Bär.)

Trailer

Auf einen Blick

  • Jahr: 2010
  • Länge: 133 min
  • Regie: Oliver Stone
  • Drehbuch: Alllan Loeb, Stephen Schiff, Stanley Weiser, Oliver Stone
  • Darsteller: Shia LeBeouf, Michael Douglas, Josh Brolin, Susan Sarandon, Frank Langella
  • Webseite

Fazit

Meine Wertung:

 

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