Review< Zurück 08.01.2011
Von Max Werschitz
Ein überraschend zusammengewürfeltes und unfreiwillig zu illegalen Immigranten gemachtes Paar bahnt sich in diesem britischen Low Budget-Film seinen Weg durch eine von Aliens infizierte mexikanisch-amerikanische Grenzregion – und durch einen fruchtigen Dschungel aus Metaphern. So soll Science Fiction sein!
So haben wir uns den ersten Kontakt dann wohl auch wieder nicht vorgestellt. Keine übermächtige Invasionsflotte, kein bedrohliches Ultimatum, ja nicht einmal irgendein Ansprechpartner – nach dem Absturz einer NASA-Sonde dort hat sich halb Mexiko innerhalb weniger Jahre zu einer Art Alien-Biotop gewandelt. Die Natur ist eben nicht aufzuhalten, ganz gleich von welchem Planeten sie kommt. Sich in dieser "infected zone" aufzuhalten ist nicht ratsam, vor allem nicht nachts, ausser man wird gerne mal von wolkenkratzergroßen, luminiszenten Kopffüßlern in Stücke gerissen. Die amerikanische Antwort auf dieses Grenzproblem ist wieder mal ein Zaun, und zwar ein gewaltig großer; auch Soldaten sind präsent, aber die Illusion die Viecher mehr als nur grob einzudämmen hat offensichtlich schon längere Zeit keiner mehr.
Das ist also das Setting in dem wir die beiden ProtagonistInnen des Films, Andrew Kaulder (Scoot McNairy) und Samatha Wynden (Whitney Able) das erste Mal zu Gesicht bekommen – und die beiden einander. Andrew ist eigentlich Fotojournalist für die Firma von Samanthas Vater, hat aber nun eher zähneknirschend den Auftrag bekommen sie sicher aus Mexiko zurück in die Vereinigten Staaten zu eskortieren. Viel Zeit bleibt nicht, denn die alljährliche Migrationszeit der Aliens hat früher begonnen als üblich, und nur mehr wenige Fähren – die einzige sichere, und unverschämt überteuerte Transportmöglichkeit – treten ihre Reise an bevor die ganze Grenzregion für mehrere Monate vom Militär dichtgemacht wird. Als ihnen kurz vor der Abfahrt die Pässe gestohlen werden sehen sie sich jedoch gezwungen mit einer ebenfalls teuer angeheuerten Begleitertruppe illegal den Landweg mitten durch das Gefahrengebiet anzutreten…
Monsters beginnt, ähnlich Neill Blomkamps District 9, dort wo andere Filme dieses Genres eigentlich längst aufgehört haben. Die Existenz der Aliens ist Realität, militärischen Heroismus hat es nie wirklich gegeben, und alle Beteiligten haben sich gezwungenermaßen irgendwie arrangiert. Der Fokus des Films liegt auf dem behutsamen Kennenlernen der beiden Hauptcharaktere, und der sich zwischen ihnen entwickelnden Beziehung, doch er lebt vor allem durch das geradezu mit Metaphern gespickte Szenario durch das sich die beiden (und ihre Begleiter) bewegen. Auf ihrem Weg zur amerikanischen Grenze sind Andrew und Samatha einerseits so etwas wie illegale Einwanderer, andererseits Beobachter einer Natur die sich unaufhaltsam gegen die sogenannte Zivilisation durchsetzt; sie sind Zeugen der Tatsache dass manche Menschen selbst aus dem größten Unglück Profit schlagen, und dass militärische Schadensbegrenzung oft und ohne Rücksicht auf Verluste mehr Schaden anrichtet als sie eigentlich begrenzen sollte. Und auf ihrer Reise begegnen sie nicht nur (außer)irdischen Monstern sondern haben auch mit ihren ganz persönlichen inneren Dämonen zu kämpfen.
Die sorgfältig gewählten Originalschauplätze (u.a. Mexico, Belize, Guatemala, Costa Rica) dieser eigentlich britischen Produktion tragen das ihrige zur subtilen Stimmung bei und liefern teils atemberaubend schöne Bilder; dazu passend sind die Spezialeffekte spärlich aber gezielt eingesetzt und qualitativ überzeugend, was vor allem beeindruckt wenn man weiß wie der Film zustandekam: die Crew bestand zumeist aus maximal 7 Leuten, unter ihnen der Autor und Regisseur Gareth Edwards, der in monatelanger Arbeit und nur mit handelsüblicher Software auch sämtliche Special Effects fast im Alleingang kreierte. Durch das Fehlen professioneller SchauspielerInnen für die Nebenrollen war außerdem einiges des Hintergrundgeschehens mehr improvisiert als geskriptet, und das Gesamtbudget des Films blieb schließlich unter 500.000,- Dollar – eine lächerliche Summe im Vergleich zu den gewohnten amerikanischen Produktionen, und das bei ebenbürtiger Qualität.
P.S.: Lasst euch vom Trailer nicht abschrecken – der ist eigentlich unnötig reißerisch.
Meine Wertung: |
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