Die dreiste Glosse (mit Film)< Zurück 29.01.2011
Von Max Werschitz
Am 27. Februar findet die 83. Oscarverleihung statt. Und so sehr ich einige der diesmal nominierten Filme liebe, desto mehr wird mir klar dass nicht der richtige gewinnen kann.
2010 war ein großartiges Kinojahr: es brachte uns unter anderem Black Swan, The Social Network und Inception, über die ich alle jubelnd hier auf kinomo.at geschrieben habe. Aronofsky, Fincher, Nolan, ich liebe euch und eure neuesten Werke wirklich heiß. Ich gönne einem von euch drei, oder am liebsten allen zusammen, den Oscar für die beste Regie. Aber den Oscar für den besten, nein, wichtigsten Film würde ich gerne eigenhändig Peter Joseph in die Hand drücken, für den vor wenigen Tagen erschienen dritten seiner Zeitgeist-Reihe, Moving Forward.
Zeitgeist (2007) begab sich ambitioniert aber für das Mainstream-Publikum zu sperrig auf die Spurensuche nach den großen Mythen und Lügen unserer Welt; Zeitgeist: Addendum (2008) war argumentativ und stilistisch schon einen bedeutenden Schritt weiter; Zeitgeist: Moving Forward hat in meinen Augen endgültig die nötige Reife erreicht und allgemeine Anerkennung verdient. Es sind 160 Minuten die keine Sekunde langweilig werden, 160 Minuten die es schaffen den himmelschreienden Wahnsinn der Welt in der wir leben von den Wurzeln her aufzuzeigen, und noch dazu einen logisch erscheinenden Lösungsansatz skizzieren – zumindest garantiert 160 Mal logischer als alles was sich momentan global abspielt.
Die Academy hat schon oft eher politische als cineastische Entscheidungen getroffen, und Zeitgeist: Moving Forward wäre für 2011 die ideale Wahl – ein unübersehbares "Fuck you!" in Richtung der Finanz- und Politikeliten dieser Welt. Und eine Anerkennung an den gesellschaftlichen Umsturz den wir in Ansätzen bereits erleben – man denke nur an WikiLeaks, oder die Protestbewegungen 2010 im Iran, oder erst kürzlich in Tunesien und Ägypten. Es liegt etwas in der Luft. Sogar Mikrooptimisten aber Makropessimisten wie ich haben inzwischen das Gefühl dass sich womöglich doch etwas, und zwar ausgehend von der breiten Masse anstatt eingerosteter Institutionen, ändern könnte.
Um es kurz zu machen: diesen Film sollte einfach jeder sehen, und das so bald wie möglich. Und das Schöne am Zeitgeist Movement: theoretisch kann das auch jeder. Seit 15. Januar dieses Jahres ist er gratis und in voller Länge auf YouTube zu sehen.
Meine Wertung: |
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