Review< Zurück 16.06.2011

Neue österreichische Trickfilmer

Von Teresa Losonc

Am 14. Juni fand die Premiere der Abschlussarbeiten der drei österreichischen Trickfilmer Benjamin Swiczinsky, Johannes Schiehsl und Conrad Tambour im Filmcasino Wien statt. An der Filmakademie Baden-Württemberg – aus Ermangelung an wirklichen Alternativen in Österreich – studierten die drei Herren viereinhalb Jahre, und präsentieren nun ihre Werke, die zwischen 2008 und 2010 entstanden sind.

Keine der Arbeiten gleicht der anderen, doch alle setzen auf berührende Erzählungen: Benjamin Swiczinsky zeigt einen Zeichentrickfilm, den er zur Gänze selbst gezeichnet hat. Johannes Schiehsl liefert einen Kurzfilm mit ganz eigenenwilligen Figuren und einer sensiblen Geschichte. Conrad Tambour hingegen offenbart liebevoll gemachte ProtagonistInnen und spielt mit altbekannten Vorurteilen gegenüber alten Menschen.

Die jungen Kreativen möchten den narrativen Charakteranimationsfilm in Österreich etablieren und hoffen, dass die Präsentation ihrer Arbeiten das Bewusstsein für Trickfilme in ihrer Heimat stärkt. Die Facebook-Gruppe „Neuer Österreichischer Trickfilm“ soll dabei helfen.

„Heldenkanzler“ von Benjamin Swiczinsky

HeldenkanzlerSatire, 13 Minuten
Mit Erwin Leder, Philipp Hochhauser u. a.

Im Jahr 1933 fasst ein kleiner Österreicher den Entschluss, Faschist zu werden. Es ist Engelbert Dollfuß. Um auch sicher keinen Fehler zu begehen, wendet er sich vertrauensvoll an die Kirche und an einen möglichen Mentor, Mussolini. Dieser drückt ihm sogleich eine Liste in die Hand, an was denn alles zu denken sei, wenn man faschistischer Diktator werden will.

Eine sehr mutige Auseinander- und Umsetzung mit dem Thema des Austrofaschismus. Traurig, ernst, aber doch auch komisch. Kommentar nach der Vorführung: „Die Deutschen haben mehr gelacht!“

„366 Tage“ von Johannes Schiehsl

365 TageDrama, 12 Minuten
Mit Hosea Ratschiller, Peter Hörmanseder

Patrick (gespr. von Hosea Ratschiller) beginnt seine Arbeit als Zivildiener. Prompt wird ihm klar, dass es kein Zuckerschlecken werden wird. Der Rettungshelfer ist ein Ungustl feinster Sorte und die Patienten und Notfälle scheinen ihn schwer mitzunehmen. Er fühlt sich hilflos, da er keine Möglichkeit sieht allen gerecht zu werden. Alte Damen, die in Sekundenschnelle Kaffee zubereiten können, Fußballfans, die ihren Alkoholkonsum nicht unter Kontrolle haben, Vorgesetzte, die am längeren Hebel sitzen – Patrick hat noch viel zu lernen. Doch die Rettung kommt von völlig unerwarteter Seite...

„Der Besuch“ von Conrad Tambour

Der BesuchKomödie, 8:30 Minuten
Mit Erni Mangold, Erwin Steinhauser, Klaus Ofzarek und Ingrid Burkhard

Der Wolfgang (gespr. von Erwin Steinhauser) wird des nächtens von seiner 83jährigen Mutter (gespr. von Erni Mangold) zu sich gerufen. Sie wollte für die „Linzer“ kochen, die sich angeblich angekündigt hätten, und kann den Herd nicht mehr abstellen. Der Sohn erklärt der Mutter, dass die Linzer sicher nicht zu Besuch kämen, da diese um die 120 Jahre alt sein müssten, doch da klingelt es an der Tür...

Ein bewegendes, sensibles Gustostückerl, das zum Schmunzeln animiert.

Auf einen Blick

  • Jahr: 2010
  • Regie: Benjamin Swiczinsky, Johannes Schiehsl, Conrad Tambour
  • Webseite

Fazit

Meine Wertung:

 

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