Preview< Zurück 28.08.2009
Von Thomas Haider
Der Georgier Gèla Babluani macht es dem Österreicher Michael Haneke gleich und dreht in Hollywood das Remake seines eigenen Filmes '13 Tzameti', der erst vor kurzem im Kino im französischen Original gelaufen ist. Das Remake soll 2010 bereits fertig sein und weist eine erstklassige Starbesetzung auf - ob das diesem Film gut tut ist dabei jedoch fraglich.
Der Georgier Gèla Babluani dreht gerade in Hollywood ein Remake seines 2006 in Frankreich entstandenen Films 13 Tzameti. Dieser war Babluani’s Erstlingswerk und heimste 2006 gleich etliche Preise ein, unter anderem den World Cinema Jury Preis beim Sundance Film Festival und den Luigi De Laurentiis, sowie den Netpac Award beim Film Festival von Venedig.
Das Original ist am ehesten in das Sub-Genre des Neo Film Noir einzuordnen. Film Noir war ein Filmgenre, das seinen Höhepunkt in den 40er und 50er Jahren hatte. Thematisch handelte es sich meist um Kriminalgeschichten, deren Schwarz/Weiß Bilder (überwiegend durch Low- Key-Fotographie), sehr düster und bedrohlich wirkten. Überhaupt waren die dargestellten Welten, ihre Protagonisten und Einstellungen, sehr pessimistisch gehalten.
Neo Film Noir ist die Fortführung dieses Genres. Elemente des Film Noir (stilistische oder narrative) werden variiert, erweitert oder schlicht kopiert. Vertreter dieses Genres sind zum Beispiel, L.A. Confidential, Memento, Body Heat und eben auch 13 Tzameti, welcher eine pessimistische Filmwelt offenbart, bei deren Anblick einem des Öfteren der Atem stockt und der Puls zu Rasen beginnt. Denn Babluani zieht die Schraube der Spannung (und damit unsere Anspannung) von Minute zu Minute fester, als hätte er einen filmischen Akkubohrer. Und er schraubt verdammt lange, denn der Film beginnt ruhig, sehr ruhig und wird nach jedem wahrgenommenen Bild unangenehmer, solange bis er die Schraube schließlich überdreht. Seine verzweifelten, entfremdeten Figuren werden gekonnt in hervorragenden Schwarz/Weiß Bildern in Szene gesetzt. Und auch die unbekannten Darsteller überzeugen auf ganzer Linie und lassen das Geschehen sehr realistisch wirken.
Vielleicht sind es genau diese unbekannten Darsteller und die minimalistische Umsetzung, die den Film so authentisch machen und daher bezweifle ich stark, dass das Remake, mit einem großzügigen Budget und Stars ohne Ende wie Mickey Rourke, Jason Statham, Ray Liotta, Ray Winestone und 50 Cent, die gleiche Richtung einschlägt und eine derart düstere Stimmung erzeugen kann wie das Original. Nicht selten nehmen bekannte, verbrauchte Gesichter einer Figur das Leben. Ein recht aktuelles Beispiel hierfür wäre Tom Cruise als
Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg in Valkyrie. Als ich den Film sah, sah ich selten von Stauffenberg, aber ständig Tom Cruise. Für mich eine der großen Fehlbesetzungen der Filmgeschichte (natürlich neben Ben Affleck als Daredevil). Doch vielleicht hat es eher etwas mit den Figuren, in die man schlüpft, zu tun. Bei bereits bekannten Figuren (historische, literarische oder filmische) spielt es eher eine Rolle als bei neu erfundenen, da man eine Vergleichsmöglichkeit hat. Mickey Rourke bewies es in The Wrestler, dass sein, im wahrsten Sinne des Wortes, verbrauchtes Gesicht noch zu gebrauchen ist.
Der neue Gèla Babluani Film, der übrigens nur 13 heißt, wird aber höchstwahrscheinlich und hoffentlich ein Film mit eigener Seele und kein Duplikat des Originals. Gèla Babluani bestätigte auch, dass er die Handlung grundlegend ändern werde. 13 kommt 2010 in die amerikanischen Kinos und dann hoffentlich rasch zu uns, denn das Original lief erst im Mai/Juni dieses Jahres in auserwählten Kinos im französischen Originalton mit deutschen Untertiteln. Fast zeitgleich kam er dann auf DVD in die Läden - mit deutscher Synchro, die ich jedoch nicht beurteilen kann.
13 Tzameti ist ein "must see" für jeden Filmfan und ich schrieb bewusst keine Inhaltsangabe, da es euer Filmerleben zerstören würde, wie so oft. Also, meidet jeglichen Augenkontakt mit dem Plot.
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Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!