Review< Zurück 17.02.2010
Von Nick Gruber
Es gibt Filme die bereits eine gewisse Erhabenheit für sich beanspruchen, bevor sie überhaupt gemacht worden sind. Die Geschichte um Nelson Mandela und die Rugby WM in Südafrika kann entweder als herzerwärmende Völkerverbindung oder als politisches Kalkül verstanden werden.
Südafrika 1990. Ein Landstrich ist zu sehen, auseinandergekeilt von einer zweispurigen Straße. Links wird Rugby gespielt. Weiße Burschen in grün-weiß gestreiften Poloshirts auf einer Wiese, so saftig, man möchte selbst drüberjausnen. Rechts der Straße scheint die Savanne anzufangen, was aber eine Traube von farbigen Kindern nicht davon abhält einer ranzigen Fussball-Lederwuchtel hinterher zu laufen. Dazwischen kreuzt eine Kolonne von Autos die Szenerie. Während die schwarzen Kids ihre Gesichter an den Drahtzaun pressen und "Mandela!" skandieren schimpft der weiße Trainer auf der anderen Seite darüber, dass dieser Tag in Erinnerung bleiben sollte - "als der Tag an dem Süd-Afrika vor die Hunde geht". Segregation und Apartheid auf allen Spielfeldern des Lebens.
Die "South Africa Springboks", das nationale Rugby Team - ihre Farben, ihr Logo - für die schwarze Bevölkerung sind sie ein Symbol der grausamen Vergangenheit. Außerdem ist Rugby der Sport für die Weißen. Und ein Jahr vor der Weltmeisterschaft auf Heimatboden spielen sie auch noch schlecht.
An diesem Punkt kreuzen sich die Pfade von Francois Pienaar (Matt Damon) und Nelson Mandela (Morgan Freeman). Schein-scheidender blonder Mannschaftskapitän trifft frisch befreiten und gewählten schwarzen Präsidenten. Entgegen dem Willen der schwarzen Mehrheit im Land entscheidet sich der Präsident die Springböcke samt Logo und Kapitän zu stützen. Denn die beiden ungleichen Männer haben in ihren Jobs ähnliche Philosophien und Aufgaben. Es gilt mit gutem Beispiel voranzugehen, und die Männer dazu zu inspirieren ihre eigenen Erwartungen zu übertreffen. Zusätzlich wollen langjährig genährte rassistische Sentiments überwunden werden und andererseits soll die frisch gewonnene Macht der neuen Herren im Land nicht für schnöde Rache missbraucht werden.
Der alte Clint Eastwood bleibt in seiner fleißigen Regiearbeit einer gewissen Leitlinie treu, die man vielleicht mit "Relativierung durch Internationalisierung" umschreiben könnte. Nach der 2. Weltkriegs Doppelerzählung Flags of our Fathers und Letters from Iwo Jima, sowie dem Sozialdrama Gran Tourino geht die Reise auch diesmal wieder inhaltlich in die Welt hinaus.
In Zusammenarbeit mit seinem Drehbuchautor Anthony Peckham schafft er es auch, die fast jesus-esque Darstellung von Nelson Mandela nie in plumpe Propaganda abgleiten zu lassen - Morgan Freeman sei dank. Dieser Mann könnte im Home-Shopping TV einen elektrischen Bieröffner würdevoll und glaubhaft präsentieren. Auch wenn dem Durchschnittszyniker ob der pathetischen Darstellung an gewissen Stellen das Gähnen kommen könnte - sich auf den Ritt der Insipiration einzulassen, könnte wohlige Wärme im Bauch bereiten.
Fazit: Clint Eastwood wünscht sich auf seine alten Tage noch eine bessere Welt für die Menschen. Vereinigung ist also prinzipiell Trennung vorzuziehen. Auch wenn sie in homoerotische Menschenberge auf Rugbyfeldern mündet. Und für den durchschnittlichen europäischen Kinogeher hat der Film einen weiteren Vorteil. Nachdem wir in der Regel keine Ahnung von Rugby haben kann uns der Streifen auch nicht durch unrealistisch überdramatisierte Darstellung des Spiel auffallen.
Meine Wertung: |
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Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!