Review< Zurück 08.03.2010

Licht in leeren Häusern

Von Agnes Fogt

Diese Joggerinnen haben wenigstens mal einen Grund zum laufen – or haven't they?

Es gibt ein Kinderlied, in dem ein Hase mit Augen wie Karfunkelstein dem Jäger im Wald einen Mordsschreck einjagt. Man stelle sich vor: der Jäger sind zwei Joggerinnen, das Gruselig-Koboldige sind Schreie, irgendwo hinter all den Bäumen. Die beiden Ohrenzeuginnen haben - außer ihrer Laufstrecke - wirklich nicht viel gemeinsam: die jüngere Zilli (Stefanie Kammerhofer) kann sich noch nicht ganz entscheiden, ob sie ihren Freund (Markus Hausmann) treten oder doch lieber ihr Schachtelsystem aufgeben und endlich wirklich einziehen soll; Bärbel (Christine Vrijs) hat gerade eine Beziehung beendet, ist umgezogen und etwas einsam am tristen Grazer Stadtrand gestrandet. Nach der gelungenen Flucht aus dem Wald geht jede ihre Wege, aber Bärbels verschwundener Schlüssel, die Neugier und die Gewissensbisse führen schließlich zu einem Wiedersehen am Ort des Geschehens. Die beiden sind entschlossen, herauszufinden, was passiert ist – und es gibt eine Spur.

„Wald hat was – das wird schnell cool fremdartig“, so Regisseur Martin Kroissenbrunner über sein bevorzugtes Setting. Dass Kroissenbrunner so gerne im Wald dreht hat mehrere Gründe und auch das liebe Geld ist einer. Sein Independent-Streifen kommt mit einem beschaulichen Budget von 2.000 Euro und ohne Förderungen aus. Mit viel „Liebe zum Medium Film“ hat sich das kleine Team das Finanzloch gestopft.

„Gemütlich gruselig“ à la Hitchcock mag es Kroissenbrunner, der „Licht in leeren Häusern“ auch geschrieben und geschnitten hat. Der Fokus liegt auf den Charakteren, ihren Beweggründen und ihrer Interaktion - und darauf „was man macht, um sich zu schützen“. Drum herum wirbeln die Genres: ein bisschen Mystery, ein bisschen Beziehungsdrama, vielleicht ein bisschen Heimatfilm. „Soll ich mich fürchten oder lachen“, ist eine Publikumsreaktion, die dem Regisseur schon einige Male untergekommen ist. Wir wissen es aus erster Hand und verraten's brühwarm weiter: Es darf gelacht werden. Auch wenn der Genre-Mix ab und an etwas unübersichtlich wird, beweist Kroissenbrunner Humor und liefert mit seinem zweiten Kinofilm eine thrillige Komödie.

Schöner Schein

Das Licht anschalten, wenn man ausgeht. Ein Einbrecher-Abschrecktrick, der uns alle zu ewigen Unwissenden macht: Ist da denn nun wirklich wer? Das Suspense-Element „es schaut aus, als wäre da was“ hat dem Film zu seinem Titel verholfen. Der Karfunkelstein, der schließlich hinter all der Aufregung steckt, ist ein schöne Idee und wird hier natürlich nicht verraten.

Bleibt nur noch eines zu sagen: Lauf Jäger, lauf Jäger, lauf, lauf, lauf.

Trailer

Auf einen Blick

  • Jahr: 2009
  • Länge: 85 min
  • Regie: Martin Kroissenbrunner
  • Drehbuch: Martin Kroissenbrunner
  • Darsteller: Stefanie Kammerhofer, Christine Vrijs, Markus Hausmann
  • Webseite

Fazit

Meine Wertung:

 

Der dreiste kleine Kinomo

Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!