Review< Zurück 17.03.2010
Von Nick Gruber
Im wirklichen Leben war er "Pumpgun-Ronnie". Er ist Marathon gelaufen und hat mit einer Reagan Maske Banken ausgeräumt. Ein Film von Benjamin Heisenberg.
Pumpgun-Ronnie hat er geheißen. Johann Kastenberger im wirklichen Leben. Gemeint ist jener Bankräuber, der in den 70er und 80er Jahren mehrere Banken im Raum Wien und Niederösterreich ausgeräumt hat. Und das in kürzesten Abständen und auch nicht ganz apolitisch: Getragen hat er dabei immer eine Maske von Mr. Liberty himself, Ronald Reagan. Der ikonenhafte U.S. Präsident, der auch selbst immer für die Freiheit eintrat - "die Leute sollen tun, was sie wollen!". Übersetzung: wenn schon nicht beim gleichgeschlechtlichen Heiraten, dann zumindest im beinharten Business.
Dieser fanatische Freiheitsdrang spiegelt sich auch in Kastenbergers Zweitkarriere wieder. Dort ist er hauptsächlich gelaufen. Einmal aus dem Gefängnis. Mehrmals bei diversen Volksläufen in Österreich. Mit einer Zeit von 3:16:07 ist er seit 1988 auch Rekordhalter im Bergmarathon, Kainach.
Der Räuber basiert auf Kastenbergers Leben, ist aber laut Hauptdarsteller Andreas Lust keine Biographie. Bei Regisseur Benjamin Heisenberg ist mit "Johann Rettenberger" ein wortkarger Grenzgänger am Handlungsruder, den der Filmemacher durch sanfte Detailarbeit sehr ordentlich auskleidet - ohne ihn dabei künstlich überzudramatisieren. An Rettenberger's Seite steht Erika (Franziska Weisz), eine sinnlich unscheinbare Denkerfrau, die stets authentisch bleibt, nachvollziehbar handelt und spricht. Und das auch nicht so oft.
Als Geheimfavorit gehandelt, lief der Film bereits Mitte Februar auf der Berlinale und heimste interessanterweise keinen Preis ein. Es mag daran liegen, dass man die österreichische Steno-Kommunikation in den höheren kulturellen Sphären des deutschen Sprachraums nicht mehr richtig dekodieren kann. Aber im Endeffekt hat das Festivalpublikum den Film verstanden - und die Jury eben nicht. Auf die Publikumsfrage bei der heutigen Diagonalevorstellung, "wie der Film in Deutschland läuft?", sagt die Produktion: "Schnell... er läuft den Leuten quasi davon." Sehr schade wäre das - dem Nicht-Schauer entgeht doch einiges.
Denn bildgestalterisch wie auch musikalisch mit feiner Klinge geschnitten, graben sowohl einzelne Motive wie auch das hektische Taiko-Drum Leitthema eine tiefe Furche in die Hirnwindungen. Gleichermaßen beklemmend ist auch die finale Fluchtsituation montiert. Eingeleitet durch ein klares Signal, eine Hochspannungsleitung (da kanns ja nur losgehen!), lässt einen der Film Wald, Kälte und Dreck förmlich selbst auf der Haut spüren.
Prädikat: "Besonders Erdvoll!"
Meine Wertung: |
|
Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!