Review< Zurück 28.10.2010
Von Max Werschitz
"Der Film erzählt die Geschichte des Heiligen Geistes, der in Begleitung von Jesus Christus und einer toten Gogo-Tänzerin die Erde vor der Apokalypse zu retten versucht." Diesen Satz vom Autor des Wikipedia-Artikels zum Film muss man sich (als bekennender Atheist) einfach auf der Zunge zergehen lassen. Und dafür bekommen die zuständigen Drehbuchschreiber Murmel Clausen, Hermann Bräuer und Christian Tramitz ein lautschallendes Halleluja von mir.
Siehe da, es ist genau so wie es uns die Bibel gelehrt hat: Seit damals, ihr wisst schon, seit dieser Sache vor ungefähr 2000 Jahren, ist der Heilige Geist tatsächlich unter uns. Allerdings nicht als zarte Brise oder Lichterspiel oder gar als Taube, nein – er heißt Hage, sieht aus wie Christian Tramitz, und hockt in einem kleinen verschneiten Dorf in den Alpen. Man könnte auch sagen: er sitzt fest. Denn er wartet auf die gottversprochene Rückkehr von Jesus Christus, und vertreibt sich inzwischen die Zeit mit dem Verkauf von Devotionalien an Dorfpfarrer Erdinger (Alfred Dorfer) und co – unter anderem Hostien in verschiedenen Geschmacksrichtungen, sensorgesteuerte "Bloody Mary"-Statuen und (leicht entflammbares!) holländisches Weihwasserkonzentrat. In den 2000 Jahren hatte er jedenfalls genügend Zeit nachzudenken, und eines ist ihm klar geworden: er ist eindeutig zu kurz gekommen, in diesem flotten Dreier zwischen Gott, Jesus und ihm, dieser sogenannten Dreifaltigkeit. Nun ist es wieder einmal Weihnachten, und Hage hat beschlossen die Sache selbst in die heilige Hand zu nehmen. Er arbeitet mit Feuereifer an seinem endgültigen und wie er meint wohlverdienten Durchbruch, einem Musical namens "Holy Spirit Superstar", das am Abend des 31. Dezember in der Gogo-Bar des Grantlers Friedl Hanauer (Roland Düringer) Premiere feiern soll.
Da passt es ihm natürlich ganz und gar nicht als plötzlich das eintritt auf was er eigentlich so lange gewartet hat: Jesus (Matthias Schweighöfer) steht plötzlich vor der Tür, und hat schlechte Nachrichten im Gepäck. "Papa" hat beschlossen dass es Zeit ist für den Weltuntergang, und der soll just in der Silvesternacht ins Rollen gebracht werden. Hage sieht seine Tournee und seinen Ruhm dahinschwinden, und während er noch lautstark mit Jesus alias "Christl" über die Qualitäten der Menschheit streitet passiert das nächste Malheur – auf dem schnapsgeschwängerten Heimweg von der Musicalprobe fährt er seine Hauptdarstellerin, die Stripperin Mona (Julia Hartmann), mit dem Auto um. Kein Problem, sollte man glauben, wozu hat man Gottes Sohn mit dabei, der bekanntermaßen Tote erwecken kann? Doch irgendwie klappt das nicht. Also ab mit der Mona in den Schisarg, und schon beginnt die abenteuerliche Flucht vor dem rachsüchtigen Friedl, und die Jagd nach einer Hotelbibel, der Wiederauferstehung, und nichts Geringerem als die Abwendung der Apokalypse.
2010 scheint ein gutes Jahr für den österreichischen Film zu sein: nach dem genialen Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott serviert uns auch 3faltig, eine österreichisch-deutsche Koproduktion unter der Regie von Harald Sicheritz, endlich wieder (teil)heimisches Filmmaterial mit allem was dazugehört: ausreichend Hirn, eine ordentliche Portion Wahnwitz, eine Prise Bösartigkeit, und als Resultat ein amüsanter Kinoabend zwischen wissendem Grinsen und lauthalsem Gelächter. 3faltig teilt dabei zwar keine allzu radikale Religionskritik aus, hat jedoch durchaus seine theo-anarchistischen Momente (mein Favorit: der gerade eingetroffene Jesus steht verwundert vor der Dorfkirche und fragt Hage was das denn sei).
So vielfältig und überzeugend das SchauspielerInnen-Ensemble (darunter u.a. Adele Neuhauser als Hages Haushälterin Frau Holacek, oder Christian Ulmen in einem Gastauftritt) auch ist, über weite Strecken ist der Film so etwas wie ein alpines Duo-Roadmovie der von den Dialogen (und Slapstick-Einlagen) von Tramitz und Schweighöfer lebt. Vor allem an diesen Szenen erkennt man, so meine ich, eindeutig die Handschrift einer der drei Drehbuchautoren, Murmel Clausen, der Ähnliches bereits mit der Fernsehserie Die Gipfelzipfler (in den Hauptrollen: Tramitz und Düringer) abgeliefert hatte.
Einziger Kritikpunkt meinerseits ist Roland Düringers etwas missglückter Versuch einen Vorarlberger Akzent zu imitieren. Als Ausgleich dafür liefert Düringer jedoch jene Szenen die mir ewig in Erinnerung bleiben werden: er als grantelnder Bösewicht der schneebedingt auf seinen Sportflitzer verzichten muss und sich mit betont würdevoller Haltung auf dem Trittbrett eines Traktors stehend herumkutschieren lässt. Wahrlich, ich sage euch: ein Bild für Götter.
Meine Wertung: |
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Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!