Review< Zurück 09.11.2010
Von Max Werschitz
Oft tut Liebe eben weh, und manchmal gleich sieben Mal: Slacker-Twen Scott Pilgrim muss für die Dame seines Herzens alle ihre bösen Exe im videospielgestylten Zweikampf besiegen. Eine Comicverfilmung die endlich dieser Bezeichnung würdig ist.
Scott Pilgrim (Michael Cera) ist 22, arbeitslos, und Kanadier – aber immerhin: in einer Band. Die heißt raffinierterweise Sex Bob-omb (Tom Jones meets Super Mario) und bereitet sich gerade für einen Band Battle vor, in der Hoffnung einen Plattenvertrag mit dem hippen Indie-Label G-Man Graves zu bekommen. Doch meist scheint es als wäre Scott gar nicht so richtig mit dem Herzen bei der Sache, vielleicht weil es ein gutes Jahr zuvor von Natalie alias Envy Adams (Brie Larson), ebenfalls einer Musikerin, gebrochen wurde. Als Reparaturseitl muss nun das 17jährige Highschool-Mädl Knives Chau (Ellen Wong) herhalten, was weder Scotts BandkollegInnen, noch seine Mitbewohner (u.a. Kieran Culkin), noch seine Schwester (Anna Kendrick) für moralisch vertretbar halten. Denn Scott behandelt die naive Knives eher wie einen ganz angenehmen Groupie als eine angebetete Freundin. Als er jedoch zum ersten Mal die soeben nach Toronto gezogene Ramona Flowers (Mary Elizabeth Winstead) erblickt ist Anbetung sogar für Scott nur mehr ein Hilfsausdruck. Ohne die Beziehung mit der dauervernachlässigten aber trotzdem unbeirrbar anhänglichen Knives ("attack hug!") so richtig zu beenden stürzt er sich wie hypnotisiert in eine Abfolge von Dates mit der Amerikanerin die nicht nur ihre Haarfarbe öfter mal wechselt: Ramona hat sieben "evil exes", und Scott muss jede/n einzelne/n von ihnen im Zweikampf besiegen bevor er wirklich mit ihr zusammen sein kann.
Scott Pilgrim VS The World ist eine Comic-Verfilmung. Das klingt wie eine langweilige Hintergrundinformation, ist aber in diesem Fall essentiell: Regisseur Edgar Wright (Shaun of the Dead, The Hitchhiker's Guide to the Galaxy, Hot Fuzz) hat die Ästhetik des Graphic Novels von Bryan Lee O'Malley so originalgetreu und gleichzeitig so innovativ wie möglich vom Papier auf die Leinwand gebracht. Eine Ästhetik die selbst wiederum durch unzählige Zitate aus der Welt der Videospiele geprägt wurde. Das Endergebnis ist so etwas wie DER paradigmatische Film für die, nun, nennen wir sie mal Generation XBox: ein opulentes Feuerwerk irgendwo zwischen Musikvideo, Computerspiel und Comicheftl.
Doch auch wer mit diesen Dingen wenig anfängt, oder – brutal gesagt – älter als *hüstel* 30 ist (bzw sich zumindest signifikant älter fühlt), wird an Scott Pilgrim VS The World durchaus Gefallen finden. Dafür sorgt nicht nur das Lieblingsmilchgesicht des 21. Jahrhunderts, Michael Cera (Juno, Year One), und sein ultimativer Filmwidersacher, der immer wieder großartige Jason Schwartzman (Rushmore, I Heart Huckabees, Bored to Death), sondern die Tatsache dass der Film neben dem Bilderbombardement und den metamultimedialen Anspielungen noch genügend Raum für eine eigentlich recht klassische (manchen vielleicht sogar zu altmodische) Liebesgeschichte lässt.
Den nötigen filmischen Klebstoff zwischen all diesen Elementen bietet schließlich der Humor. Alles in allem ist Scott Pilgrim einfach eine hervorragend geschriebene, erfrischende Komödie die problemlos die Herzen des Kinopublikums errobern sollte. 1-up!
Meine Wertung: |
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Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!