Review< Zurück 22.04.2011
Von Max Werschitz
Weil wir ja sonst keine Probleme haben: alle Jahre wieder wird die Erde, zumindest im Kino, von bösen Außerirdischen angegriffen. Was im popkulturbestimmenden Genreklassiker Independence Day mit zumindest teils selbstironischer Megalomanie serviert wurde geht Battle: Los Angeles nun mit dokumentarischem Bierernst an.
Setting und Handlung des Films sind schnell erzählt: eine Alien-Armee landet an den dichtbesiedeldsten Küsten der Welt und beginnt ruck-zuck und mit gnadenloser Präzision eine Invasion. Die ProtagonistInnen des Films sind ein Team von US Marines rund um Michael Nantz (Aaron Eckhart) das bei der Evakuierung von Los Angeles Zivilisten vor den fiesen ETs beschützen soll bevor die halbe Stadt von einem mehr oder weniger präventiven Bombenteppich plattgemacht wird.
Regisseur Jonathan Liebesman wollte mit Battle: Los Angeles "eine realistische Darstellung einer Alien-Invasion im Stil eines Kriegsfilms" machen, sah seine Inspiration u.a. in Black Hawk Down und Saving Private Ryan, und ließ darüber hinaus noch den Stil der YouTube Videos von in Fallujah kämpfenden Marines einfließen (Quelle: Wikipedia). Das ist ihm gelungen: Mit dokumentarischer Wackelkamera, überzeugenden Special Effects und generell jeder Menge Staub und Getöse wird man als Zuseher mitten ins militärische Getümmel gesogen. Dort ist es dann aber auch schon vorbei mit dem "realistisch", denn abgesehen von den Kugeln fliegen einem hauptsächlich altbekannte Filmklischees um die Ohren. Battle: Los Angeles hat einfach alles: den traumatisierten Veteran der eigentlich kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Dienst steht aber noch einmal zu unerwarteter Höchstform aufläuft. Den schwerverletzten Kommandeur der noch schnell ein Brieferl an die Frau abgibt und sich dann inmitten einer Alienhorde in die Luft sprengt um sein Team zu retten. Soldaten die sich unter Beschuss superkumpelhaft Mut zusprechen und bei jedem eigenen Treffer highscoremäßig zujubeln. Einen Zivilisten der in einem Anfall von Spontanmut selbst ein Maschinengewehr zur Hand nimmt, dann natürlich draufgeht und einen weinenden kleinen Sohn zurücklässt der als Trost brav ein "Marines never quit" lernt. Und so weiter. Dazu kommt noch das Sci Fi Klischee Nr. 1: ein Großteil der außerirdischen Kampfeinheiten ist natürlich ferngesteuert, und wenn man das jeweilige Zentralschiff knackt fallen die Bösewichte wie die Fliegen vom Himmel.
Kurzum: Battle: Los Angeles ist ein zwar handwerklich ambitionierter, aber im Endeffekt erschreckend platter Kriegsfilm bei dem die Gegner zur Abwechslung von einem anderen Planeten kommen – wodurch Drehbuchautor Chris Bertolini sich auch gleich die Arbeit ersparen konnte irgendwelche Hintergrundgeschichten und Motivationen zu erklären. (Für das gleichzeitig kampfverherrlichende und kitschige Ende gehört diesem Chris übrigens noch eine Extrawatsche). Wer auf dieses Genre steht bzw sich gerne visuellen Kampfrealismus bei mehr oder weniger spannender Handlung reinpfeift, dem sei dieser Film durchaus empfohlen. Wer sich eine solide Science Fiction-Story oder interessante Charaktere erwartet wird bitter enttäuscht werden.
Der vollständige Originaltitel lautet übrigens World Invasion: Battle Los Angeles. Riecht verdächtig danach als ließen sich basierend auf dem Konzept noch ein paar Fortsetzungen mit diversen anderen Städten nachreichen. Und riecht auch vedächtig nach einer Computerspiel-Franchise (à la Call of Duty). Ironischerweise bin ich ebenfalls genau gestern mit Crysis 2 fertiggeworden, und fühlte mich immer wieder an dessen Ästhetik und Aufbau erinnert – muss jedoch sagen dass dieses Computerspiel zwar keinen wirklich großartigen, aber einen weit besseren Film abgegeben hätte.
Meine Wertung: |
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Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!