Review< Zurück 24.09.2011
Von Max Werschitz
Andreas Prochaska hat mit 'In drei Tagen bist du tot' 1 und 2 demonstriert dass Teenie-Slasher kein Vorrecht Hollywoods sind. Etwas verspätet springt der Schweizer Regisseur Markus Welter auf den Gruselzug auf, und nimmt zur Vorsicht die Veteranin Sabrina Reiter mit in die Fahrerkabine.
Schon mal vom Spitzkegeligen Kahlkopf gehört? Nein? Die Truppe junger SchweizerInnen in One Way Trip sehr wohl, und so wird der Kojak unter den halluzinogenen Schwammerln zum eigentlichen Ziel eines herbstlichen Wochenendausflugs ins Jura-Gebirge. Nach einer ominösen Begegnung mit einem schrulligen Bauern und seiner Gruftie-Tochter wird auf einer einsamen Waldlichtung das Lager aufgeschlagen, der psychoaktive Gemüsevorrat eingesammelt und schon kann's losgehen mit der Party. Doch dann wird es Nacht, und aus dem Spaß bitterer Ernst: Timo (Harry Lampl) taumelt ohne Bier, dafür mit blutüberströmtem Gesicht zum Lagerfeuer zurück und bricht bewusstlos zusammen. Seine Schwester Valerie (Sabrina Reiter), die eigentlich lieber in den sonnigen Süden als in den finsteren Drogenwald gefahren wäre, besteht verständlicherweise darauf ihn sofort in ein Krankenhaus zu bringen, doch ein Sturm kommt auf und das Auto ist über eine Stunde Gehzeit entfernt – laut Karte bietet ein nahegelegener Bauernhof besseren Schutz. Die 8köpfige Gruppe findet diesen verlassen vor, quartiert sich ein, versorgt Timo und sieht sich erst mal um. Bald taucht der Hausherr auf, macht bedrohliche Andeutungen, verschwindet wieder, und dann, so scheint es, macht sich seine schweigsame Tochter Marlene (Melanie Winiger) ebenso unmotiviert wie systematisch daran die Partytruppe über das gesamte Gelände verteilt abzuschlachten.
Es ist was es ist, so ein (Teenie-)Slasher, und es sind gerade die relativ engen Rahmenbedingungen und oft kopierten, aber idealerweise clever variierten Handlungselemente die Spaß machen: junge ProtagonistInnen, mysteriöse Bösewichte, viel Gerenne und Geschrei, und natürlich möglichst grauslige Todesfälle. Wie das sogar in der österreichischen Filmlandschaft hervorragend funktioniert bewies Andreas Prochaska 2006 mit In 3 Tagen bist du tot, in dem ebenfalls Sabrina Reiter die Hauptrolle spielte. Tja, und wie das komplett danebengehen kann zeigt nun der Schweizer Markus Welter mit One Way Trip.
Das Produktionsbudget war dabei offensichtlich nicht das Problem. Handwerklich und technisch ist der Film astrein, die Special Effects sind realistisch, die Locations überzeugend, die Stimmung düster – und dem Ganzen wurde auch noch der (meiner Meinung nach völlig überflüssige) Luxus 3D spendiert. Gut, die Variation der Kameraeinstellungen hätte etwas umfangreicher und der Schnitt um einiges flotter sein können. Aber One Way Trip leidet an etwas viel Elementarerem: einem stümperhaften Drehbuch, mittelmäßigen SchauspielerInnen, und einer Insenzierung die ich nur als lieblos bezeichnen kann.
Die Exposition, also der Teil des Films bis es das erste Mal so richtig zur Sache geht, wirkt einerseits viel zu lang, schafft es andererseits aber trotzdem nicht den Hauptcharakteren die paar nötigen Ecken und Kanten zu verpassen die das Publikum braucht um sich später mit ihnen identifizieren, ja vielleicht sogar mitleiden zu können. Und das Wenige das wir über die ProtagonistInnen erfahren ist noch dazu in dermaßen hölzerne Dialoge gekleidet dass der Film immer wieder den unfreiwilligen Touch einer Hobbyproduktion bekommt. Dieser Stil zieht sich leider bis zum Ende durch, und kann auch nicht von der sonst eigentlich souveränen Sabrina Reiter durchbrochen werden. Am schlimmsten ist jedoch dass praktisch alle handelnden Personen als entweder belanglos oder schlicht unsympathisch rüberkommen – da wartet man als Zuseher nicht mehr wegen des wohligen Nervenkitzels auf den nächsten Todesfall, sondern damit die oder der Nächste endlich von der Leinwand verschwindet.
Die Handlung schwabbelt bis zum Finale eher unmotiviert dahin, wirkliche Spannung kommt dabei kaum auf. Ganz zum Schluß, nur wenige Sekunden vor dem Abspann, gibt es dann noch eine plötzliche Wendung, die als die einzig gute Idee im Film bezeichnet werden kann, aber in die Kategorie "too little, too late" fällt – da hätte es auf dem Weg dorthin viele wunderbare Möglichkeiten gegeben sie anzudeuten und auszufeilen. Eine verschenkte Chance.
Ich würde sagen One Way Trip hat nur zwei Argumente die Leute ins Kino zu locken, ein altes und ein neues: einerseits der Name Sabrina Reiter (nach dem Motto: In drei Tagen bist du tot 1 und 2 waren gut, da wird der wohl auch OK sein), andererseits die Tatsache dass es der allererste deutschsprachige 3D-Film ist. Und mehr bekommt man dann leider auch nicht geboten. Ich kann zum Abschluß nur noch zwei Vermutungen abgeben: entweder haben die Drehbuchautoren Matthias Bauer und Bastian Zach beim Schreiben auch fleißig Spitzkegelige Kahlköpfe konsumiert, oder man sollte das vor dem Kinobesuch selbst in Betracht ziehen.
Meine Wertung: |
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Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!