Review< Zurück 07.08.2012
Von Teresa Losonc
Siehe da, auch im neuesten Film von David Cronenberg ist Robert Pattinson in seiner Paraderolle – einem Vampir, zumindest dem „Vampir der Wallstreet“. Blass, emotions- und skrupellos versucht er der Figur des Eric Packer Körper und Raum zu geben. Scheitert er oder glänzt (äh, glitzert) er in seiner Darbietung?
Knuddeln mit dem Bodyguard.
Ein steinreicher junger Vermögensverwalter (Robert Pattinson) riskiert eine Autofahrt durch New York, um einen neuen Haarschnitt zu bekommen. Trotz der Warnung seines Leibwächters setzt er sich in seine weiße Stretch-Limousine und lässt sich durch die City kutschieren. Der Präsident ist in der Stadt, ein Trauerzug führt ebenfalls durch die Metropole. Das stört den jungen Mann nicht, er will zu seinem Friseur. Geld verdient und verliert er trotzdem. Ständig öffnet sich die Autotür – der Leibarzt kommt zur täglichen Untersuchung, Mitarbeiter zu Besprechungen, Prostituierte fürs allgemeine Wohl und Galeristen (Juliette Binoche) unter anderem zu Verkaufsgesprächen. Die einzige, die sich nicht in seinen Wagen verirrt, ist seine eigene Ehefrau. Sie meidet das mobile Büro – für sie steigt Mr. Packer aber auch aus. Die Limousine fährt im Schneckentempo durch die Straßen New Yorks. Der steinreiche Insasse hat eigentlich alles, was man sich erträumen kann – doch das Leben, das wahre Leben außerhalb des rollenden Gefährts, gleitet vor den Scheiben vorbei. Eric nimmt daran nicht teil, sieht kaum hin, schließt sogar die Geräusche aus. Gegessen wird weil es Usus ist, seinem Körper vertraut er nicht, ein Arzt muss ihm jeden Tag bestätigen, dass er lebt (interessant auch die Prostata-Untersuchung). Und sogar zum Philosophieren über das Leben hat er eine Angestellte.
Die Romanvorlage aus dem Jahr 2004 schien zukunftsweisend. Don DeLillo schrieb von der Finanzkrise und zeigte das Aufbegehren der Gesellschaft. Die Verfilmung dagegen wirkt gezwungen – das Drehbuch schrieb David Cronenberg in gerade mal sechs Tagen, dazu nahm er die Dialoge aus dem Buch und fügte etwas filmische Handlung dazu. Das Ergebnis wirkt clean und statisch, das Leben draußen scheint weitab Erics Realität zu sein. Nichts berührt ihn zu anfangs, emotionslos verlebt er die ersten Stunden seines letzten Tages. Doch mit der Zeit bröckelt diese gut geschützte Fassade. Er kennt seine Frau nicht und hat zu niemandem Vertrauen. Er tötet seine Untergebenen und zeigt erste Emotionen, als ein Musiker stirbt, den er kennt und dessen Musik in einem seiner beiden Lifte gespielt wird (jaaa, Liftmusik war ja immer schon sehr emotional).
Ist Pattinson in seiner Darstellung so gut oder schafft er es nicht, diesem Charakter (Nicht-)Leben einzuhauchen? Dieser Film lässt mich verwirrt zurück. Aber im Gedächtnis bleibt er.
Meine Wertung: |
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Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!